Zu Fuß durch's Sarek- Gebirge

 

 

Im September 2014 bereiste ich erneut Schwedisch-Lappland, um nun das Sarek- Gebirge per

Pedes zu durchqueren.

 

Das Sarek wird auch "als letzte Wildnis Europas" bezeichnet. Das heisst, das Gebirge ist unerschlossen- es gibt weder Hütten noch Wege.

 

Anreise per Flug über Stockholm – Gällivare. Dort fehlt mal wieder mein Gepäck, ich muss 3 Tage

warten, bis es mit dem nächsten Flieger kommt.


Dann mit Bus über Jokkmokk zur Fjällstation Kvikkjokk.  

 

       
       
       
       

DI, 09.09. Kvikkjokk – Parek:

Mit 27 Kg-Rucksack- mit Material für 12 Tage ohne Hütten und Wege- starte ich bei warmem, sonnigem Wetter. Nach dem Abzweig vom Kungsleden schwierigeres Geläuf, das höchste Konzentration erfordert.

Nahe Parek finde ich einen sehr schönen Zeltplatz an einem kleinen Bach.

MI, 10.09. Parek – Lullihavagge:

Gleich nach dem Start langer Anstieg hinauf zum Pass hinter dem Stuor Jierta. Tolle Farben im Fjäll:
rot, gelb, grün. Und Blaubeeren à mass!

Auf dem Abstieg in's Gadokjahka- Tal kann ich z.T. über einen schmalen Gletscher abfahren (zu Fuß).

Weiter geht's über die Gadokjahka- Bro und hinein in's Skajdejagasj- Tal, dem Fluss folgend ansteigend bis zum Abzweig Gaskasvagge.

In Sturm und Niesel baue ich mein Zelt auf. Mit 21 Km war das eine lange, anstrengende Etappe.
Sturm die ganze Nacht hindurch.

DO, 11.09. Lillihavagge – Sarvesvagge:

Kurzfrühstück in Kälte, Sturm und Nieselregen. Anstieg zum Pass in alpinem Gelände. Der Abstieg viel leichter als erwartet.

Aber dann das Sarvesvagge! Oh Gott! Sumpf, dichte Krüppelweidenstrecken, viele Furten.
Teils komme ich nur 800 m pro Stunde weiter- unter grösster Anstrengung.

Ich versuche bei der ersten potentiellen Möglichkeit, den Sarvesvagge zu furten. Aussichtslos- die Strömung ist viel zu stark! Ich kämpfe mich trotz allem durch bis zur Mündung in den Rahpaädno und schlage dort das Zelt auf.

Später suche ich noch eine Furtstelle, denn ich muss hier morgen irgendwie hinüber, sonst sitz ich in der Falle!

FR, 12.09. Sarvesvagge – Delta des Rahpajahka:

Nach unruhiger, grüblerischer Nacht steh ich um 06:00 h auf, um den hoffentlich niedrigeren Wasserstand ausnützen zu können.

Ich versuche, mit ½ Gepäck dort zu furten, wo sich der Fluss in 2 Arme teilt. Es klappt! Null-Grad-warmes Gletscherwasser bis Krattelhöhe, nicht einfach, aber mit höchster Konzentration machbar!

Dann das Ganze nochmals, um das restliche Gepäck zu holen. Grosse Erleichterung, als ich wieder auf fester Erde starten kann!

Für die nächsten 11 Km durchs westliche Rappadalen brauche ich über 10 Stunden. In punkto Schwierigkeit steht diese Etappe dem Sarvesvagge kaum nach. Am Abend schönes Wetter und der Wind lässt nach.

Ich bin erschöpft, freue mich aber riesig, dass bislang alles so gut geklappt hat.

SA, 13.09. Delta des Rahpajahka – Pielastugan:

Toller Morgen! Sonne, Windstille- ich trödle bis 11 Uhr, obwohl heute die 2. grosse Furtung (über den Rahpajahka) bevorsteht. Ich bin hier gelassener: falls die Furtung nicht möglich ist, kann ich diese 1 Tagesetappe weiter oben versuchen, oberhalb eines starken Zuflusses.

Das Delta ist hier fast 1 Km breit, der Fluss teilt sich in mehrere Arme. Ich such' mir die vermutlich beste Strecke heraus und furte wieder mit ½ Gepäck. Es klappt wunderbar- ausser kalten Beinen ist alles o.k.

Ich furte zurück, um den 2. Teil des Gepäcks zu holen- und muss ½ Stunde suchen, bis ich es wiederfinde. Lerne: stets Steinmann und Markierung aufstellen!

Die Ersteigung des steilen Gegenhanges ist schwierig und anstrengend.

Dann erreiche ich Skarja, "das Herz des Sareks". Hier gibt's eine Sommerbrücke über den Smajllajahka und ein Satelitentelefon (die einzige Möglichkeit im Sarek, im Notfall Hilfe rufen).

Ich gehe nun in südöstlicher Richtung weiter und furte den berüchtigten Tjagnarisoalgge.
(Empfehlung in der Literatur: wenn furten nicht möglich, aufsteigen zum Gletscher- in 1 Tag möglich). Heute liess er mich aber ohne grösseres Problem hinüber.

Einige Kilometer noch über die leichtere Bielevallda- Ebene, dann schlag ich in Sturm und Regen das Zelt auf.

SO, 14.09. Pielastugan – Guhkesvakkjahka

Eiskalte Nacht und total vereistes Zelt am Morgen. Starker Sturm und tiefhängende, schwarze Wolken. Auf der Strecke wechseln sich Heide, Blockfelder und kleinere Furten ab.

Am Nachmittag erreiche ich die Brücke über den Guhkesvakkjahka. 500 m weiter- auf einem
10 qm grossen, total ebenen Traumplätzchen zwischen 2 Bächen bau ich mein Zelt auf.

MO, 15.09. Guhkesvakkjahka – Njavvebuollda:

Am Morgen windig, aber purer Sonnenschein aus blauem Himmel!

Anfangs lange, anstrengende Passagen durch Sumpf und Krüppelweiden; später bunt leuchtende Heide und: Blaubeeren ohne Ende!

Gegenüber dem Slugga, einem heiligen Berg der Samen, finde ich wieder einen schönen Zeltplatz.

DI, 16.09. Njavvebuollda – Suorva:

Die Sonne weckt mich und es ist total windstill. Beste Gelegenheit, nach 8 Tagen mal wieder etwas für die Körperhygiene zu tun- im 0° C–warmen Gletscherwasser ein prickelndes Vergnügen!

Dann in strahlendem Sonnenschein der lange Abstieg hinunter in's Sjöfall- Tal. Traum- Landschaft,
bunteste Farben. Unten, in den Birkenwäldchen z.T. parkähnlich.

Um 16 Uhr erreiche ich Suorva an der Strasse nach Ritsem, mein Ziel! GESCHAFFT!

Die Hoffnung auf ein Auto trügt, ich laufe auf der Strasse noch 4 Km Richtung Osten. An schönem Strand am Langassee zelte ich und mach ein Lagerfeuer, was im Sarek mangels Holz nie möglich war.

MI, 17.09. – SO, 21.09.:

Die Zeit bis zur Rückreise verbringe ich in der Fjällstation Saltoluokta. Ich mache von dort aus noch einige Touren und Gipfelbesteigungen und lass' mir's ansonsten gut gehen in der komfortablen Hütte mit Strom, Wasser und bester Bewirtung.

P.S.: auf der ganzen Strecke, über 12 Tage, habe ich nicht einen einzigen Menschen getroffen.
Die Tour war grossartig, die totale Ruhe und Einsamkeit überwältigend.